INTERVIEW |
Fünf Persönlichkeiten für das Haus der Geschichte |
von Norbert Stanzel
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Nach seiner Wahl zum Ersten Nationalratspräsidenten hatte Andreas
Khol (ÖVP) eine neue Initiative zur Wiederbelebung des Projekts
„Haus der Geschichte“ angekündigt - jetzt setzt er weitere
Schritte.
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„Ich konnte den Historiker Stefan Karner, die früheren
ORF-Journalisten Traudl Brandstaller und Peter Diem,
KURIER-Kommentator Alfred Payrleitner und Gerhard Bauer,
den Generalsekretär der Gesellschaft für Europapolitik für die
Mitarbeit gewinnen. Auf Basis früherer Pläne sollen sie ein Konzept für
ein Haus der Geschichte unserer Republik und ihrer Vorläufer
entwickeln“, erläutert Khol im KURIER-Interview.
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Rund um diese Persönlichkeiten sollte sich ein Proponentenkomitee
für einen Verein bilden, der letztlich das „Haus der Geschichte“
plant, aufbaut und betreibt, „als zentrale Forschungsstätte für
Zeitgeschichte, als Ausstellung, Museum und Medium“. Thema sollte
nicht, wie ursprünglich angedacht, nur die 2. Republik sein: „Der
Bogen sollte sich vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart spannen - vom
Staat, den keiner wollte, bis zum Staat, den jeder wollte.“
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Die Konstruktion als Verein sei bewusst gewählt: „Es sollte keine
staatliche Organisation sein, sondern eine Initiative der Bürgergesellschaft,
die allen Interessierten offen steht. Ich hoffe auf eine möglichst große
Publikumsbeteiligung.“ Dieser Verein sollte streng überparteilich
sein, wenn auch unter der Schirmherrschaft des Parlaments: „Ich werde
in den nächsten Tagen entsprechende Gespräche mit allen vier
Parlamentsparteien führen.“
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Mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer habe er bereits
Einvernehmen hergestellt, berichtet Khol. Der Nationalratspräsident
will auch mit möglichst wenig öffentlichen Mitteln auskommen - der
Verein sollte sich um private Mittel kümmern: „In einem halben Jahr könnte
die Organisation stehen, für die Planungsphase muss man wohl ein bis
zwei Jahre dazu rechnen. Dann könnte das Projekt entscheidungsreif
sein.“
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Zur heiß diskutierten Standortfrage - das von vielen bevorzugte Palais
Epstein am Wiener Ring wird bekanntlich für parlamentarische Zwecke
genutzt - meint Khol, dass nach jetzigem Stand drei Lösungen möglich
seien. „Entweder der Morzin-Platz (Anm.: ehemaliger Standort des
Gestapo-Hauptquartiers) oder ein Neubau an einem neuen Platz als Symbol
für die neue Republik oder wir nützen ein bestehendes Objekt im
Bereich zwischen Belvedere und Heeresgeschichtlichem Museum - das wäre
dann gemeinsam mit dem Museum des 20. Jahrhunderts so etwas wie eine
historische Museums-Meile.“
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Khol legt „sehr, sehr großen Wert“ darauf, dass Wiens Bürgermeister
Michael Häupl (SPÖ) in das Projekt eingebunden wird (Anm.: Häupl ist
Verfechter der Epstein-Lösung). Bisher sei leider noch kein Gesprächstermin
zu Stande gekommen - die Kooperation mit der Stadt Wien wäre aber für
das Gelingen des Projekts enorm wichtig.
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[BILD] MICHAEL WESSIG
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Khol: „Zentrale Forschungsstätte für die
Zeitgeschichte“
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